Innovationsfaktor: Start-ups
Sechs von zehn Unternehmen des automobilen Mittelstands haben bereits mit Startups kooperiert – Hauptmotive: Produktportfolio weiterentwickeln und Zugang zu neuen Technologien erhalten

Eine aktuelle Umfrage des Verbands der Automobilindustrie (VDA) in Kooperation mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt: 60 Prozent der befragten Unternehmen aus dem automobilen Mittelstand haben bereits mit Start-ups zusammengearbeitet. Damit haben also bereits sechs von zehn Unternehmen das Potential genutzt, das in der Kooperation von etablierten Unternehmen und Start-ups liegt, um Innovationen durchzuführen und die Digitalisierung der Branche voranzutreiben.
Die größten Potenziale sehen die Unternehmen im Bereich von Forschung und Entwicklung. Neuen Technologien im Markt treten viele der befragten Unternehmen sehr aufgeschlossen gegenüber: 44 Prozent geben an, in experimentelle Konzepte zu investieren, selbst wenn die Gefahr einer Fehlinvestition gegeben sei.
Kauf von Produkten und Dienstleistungen häufigste Kooperationsform
Die häufigste Kooperationsform unter den befragten Unternehmen, die
mit Start-ups kooperieren, ist der Kauf von Produkten oder
Dienstleistungen von Start-ups: 70 Prozent geben an, auf diese Weise mit
Start-ups zu kooperieren. Auf einen ähnlichen Wert kommen Kooperationen
in Projekten oder bei der Erstellung von Prototypen: Diese
Kooperationsform liegt mit einem Anteil von 68 Prozent der Unternehmen
nahezu gleichauf mit dem Kauf von Produkten und Dienstleistungen. Auch
eine Beteiligung an Start-ups ist mit 51 Prozent häufig. Diese – vor
allem von größeren Unternehmen gepflegte – Kooperationsform ist für die
Unternehmen der Automobilbranche offenbar attraktiver, als sich mit
Start-ups zu einem Joint Venture zusammenzuschließen (38 Prozent).
Unternehmen mit 500 Mitarbeitenden und mehr sowie Unternehmen mit mehr als 100 Millionen Euro Umsatz beteiligen sich eher direkt an Start-ups und kaufen Unternehmensanteile als Unternehmen mit weniger Umsatz.
Start-up-Kooperation oft bereichernd für Unternehmenskultur
Die Befragungsergebnisse zeigen, dass die befragten Unternehmen aus
der Automobilbranche viele unterschiedliche Kooperationsziele verfolgen.
Es zeigt sich zudem, dass die meisten Ziele, die von den Unternehmen
verfolgt werden, weitestgehend oder zumindest teilweise erreicht werden.
So geben 74 Prozent der befragten Unternehmen an, dass das Ziel, das Produktportfolio zu erweitern, zumindest teilweise, wenn nicht sogar weitestgehend bis vollständig erreicht wird. Bei keinem anderen Ziel ist der Wert höher. Auf Platz 2 folgt das Ziel des Zugangs zu neuen Technologien, es wird von 70 Prozent der befragten Automobilunternehmen zumindest teilweise erreicht. Allein 34 Prozent geben hier sogar an, dieses Ziel weitestgehend bis vollständig zu erreichen – der höchste Wert unter allen Zielen.
Die Umfrage zeigt: 66 Prozent der befragten Unternehmen können durch Kooperationen mit Start-ups ihre Innovationsfähigkeit stärken. Nur 6 Prozent der Unternehmen erreichen dieses Ziel eher nicht oder nicht. Allerdings geben auch 19 Prozent der Automobilunternehmen an, ihre Innovationsfähigkeit nicht durch solche Kooperationen steigern zu wollen.
Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der befragten Automobilunternehmen können durch Start-up-Kooperationen ihre Unternehmenskultur bereichern. Und 53 Prozent der Unternehmen können ihr Geschäftsmodell durch die Kooperation mit Start-ups weiterentwickeln.
In Zeiten des Fachkräftemangels könnte die Kooperation mit Start-ups eine Möglichkeit sein, Zugang zu Fachkräften zu erhalten. Immerhin 32 Prozent der Kooperierenden erhalten über die Kooperation tatsächlich Zugang zu Fachkräften.
Hemmnisse, die eine Kooperation aus Sicht des Mittelstands erschweren oder verhindern können, sind vor allem mangelnde Ressourcen, ein unklarer Kooperationsnutzen und Unterschiede zwischen den (potenziellen) Kooperationspartnern.
67 Prozent der Unternehmen sehen ein Hemmnis in der Unsicherheit bezüglich der Reife, Zuverlässigkeit oder Überlebenswahrscheinlichkeit des Start-ups. Gerade Unternehmen der Automobilbranche sind seit Jahrzehnten erfolgreich am Markt und haben sich ein langjähriges, festes Kooperationsnetzwerk aufgebaut. Dagegen sind Start-ups von ihrer Natur her oft volatil und schnelllebig. Da scheint es nachvollziehbar, dass viele Unternehmen Probleme haben, sich auf die Unsicherheit einzulassen, die mit der Kooperation mit Start-ups einhergehen kann.
Daran ansetzen können Förderinstrumente. Eine Unterstützungsmaßnahme zum Aufbau von Kooperationen mit Start-ups könnten staatliche finanzierte Voucher speziell für kleine und mittlere Unternehmen sein, die diese für Investitionen in Start-ups einsetzen könnten. 35 Prozent der befragten Unternehmen gaben eine mangelnde staatliche finanzielle Förderung als Hemmnis an.
Den Ergebnisbericht zur Befragung finden Sie hier.