BVdP bezieht Position: Stellungnahme zur GDV-Studie

Für den Bundesverband der Partnerwerkstätten, BVdP e. V., bezieht Vorstandsmitglied Peter Vogel Stellung zur GDV-Studie über die Reparaturkosten von Elektrofahrzeugen.

„REPARATURKOSTEN VON E-AUTOS UM BIS ZU 35 PROZENT HÖHER ALS FÜR VERGLEICHBARE VERBRENNER“ So oder ähnlich geisterte eine Meldung zu einer aktuellen Studie des GDV in den letzten Wochen nicht nur durch die Fachpresse unserer Branche. Eine plakative Schlagzeile also, die die Komplexität des Themas stark reduziert und in der Gesamtschau leider einen irreführenden Eindruck hinterlässt. Schaut man auf die Details der Studienergebnisse, dann werden einige der getroffenen Aussagen klarer, uns als Verband stellen sich dabei aber auch viele Fragen. Dazu bezieht Peter Vogel, Vorstandsmitglied des BVdP e.V., Stellung.

Schadenhäufigkeit

Wir bewerten es als sehr positiv, dass die Zahl der Unfälle im Haftpflichtschaden um 5-10 % und im Teil-/Kaskofall um bis zu 20 % sinken. Es zeigt sich klar, dass der Wandel zur E-Mobilität zu einer deutlicheren sichereren Gesamtsituation auf deutschen Straßen und damit auch zu weniger Personenschäden und Todesfällen führt. Das allein ist bereits absolut erfreulich und man kann davon ausgehen, dass dies mittelfristig auch den „Kollateralnutzen“ entsprechender Kostenerleichterung im Bereich Ersatzleistungen für Personenschäden zur Folge haben wird.

Falsches Reparaturhandling
Wie AZT-Geschäftsführer Christoph Lauterwasser bei der Vorstellung der Studie richtig anmerkt, handelt es sich um eine neue Technologie, die nun in den Werkstätten repariert werden muss (»Wir haben mehr als 125 Jahre Erfahrungen mit Verbrennern, aber nur rund zehn Jahre mit modernen Elektrofahrzeugen«). Deshalb verwundert es unseres Erachtens auch nicht, dass sich einige Betriebe noch in einer Lernphase befinden und sich die Lerneffekte teilweise noch einstellen müssen und werden, zumal das Thema E-Mobilität oftmals nicht faktenbasiert, sondern gesellschaftlich hochemotional diskutiert wird. Auch das kann Werkstätten verunsichern. Wir beobachten gerade einen temporären Effekt, denn wenn die Lernkurve nach oben geht, gehen die Kosten runter.
Hier wird allerdings schon, quasi von der Basis, gegengesteuert. Denn dank der Weitsicht von Betrieben und der Branchenverbände ZKF und BVdP wurde bereits im vergangenen Jahr in einer konzertierten Aktion das Gütesiegel „E-Mobilität-Fachbetrieb“ ins Leben gerufen, das Betrieben sowie deren gewerblichen wie privaten Kunden Handlungs- und Qualitätssicherheit gibt. Ein Großteil der Reparaturfachbetriebe, die im BVdP organisiert sind, dürfen ruhigen Gewissens als marktführend bei der Reparatur neuer Antriebstechniken gelten.

Hohe Stundenverrechnungssätze
In der Online-Medieninfo des GDV zur Studie findet sich auch der folgende Satz: „Außerdem bemängelt Lauterwasser lange Standzeiten sowie hohe Stundenverrechnungssätze in Werkstätten für Arbeiten an E-Autos.“
Dazu müssen wir allerdings feststellen: Wer elektrisch betriebene Fahrzeuge fachgerecht reparieren will, muss erst einmal kräftig investieren: Und zwar in Qualifikation, Equipment, Fläche sowie in neue Prozesse und Skills. Das schlägt sich natürlich auf die Stundenverrechnungssätze nieder und kann nicht Gegenstand von Kritik sein, sondern das ist eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit.
Viel spannender ist aus unserer Sicht, inwieweit sich aus den vom GDV erhobenen Daten Unterschiede hinsichtlich der Stundenverrechnungssätze zwischen freien K&L-Betrieben, Betrieben aus der Schadensteuerung und herstellergebundenen Betrieben erkennen lassen. Wäre dies möglich, dann dürften die Kostentreiber schnell identifiziert sein.

Versicherer haben Lösung an der Hand
Wer Interesse daran hat, die Reparaturkosten und in der Konsequenz die Beiträge für die Kfz-Versicherung in einem vernünftigen Rahmen zu halten, kommt um eine Lösung nicht herum. Nämlich die Schäden dort einzusteuern, wo Expertise, Qualifikation und Prozesse passen, also viele der vom GDV beschriebenen Ursachen für gestiegene Kosten bereits eliminiert sind. Im Klartext bedeutet das, auf die hochqualifizierten Partnerbetriebe aus der Schadensteuerung zurückzugreifen.
Und die Rentabilität für die Versicherungswirtschaft könnte noch größer sein, wenn diese ihre Hausaufgaben erledigen und das konsequent umsetzen würde, was sie seit Jahren von den Partnerbetrieben im K-&L Geschäft verlangt – und was diese auch bereits umgesetzt haben. Nämlich Effizienz, digitale Prozesse und schnelle Reaktionszeiten anstelle von KV und Rechnungskürzungen für Kleinteile sowie AW-Kürzungen für Fehlerspeicher auslesen usw., ausgelöst durch Prüfdienstleister.


Der BVdP steht für das kooperative Schadenmanagement auf Augenhöhe mit klar definierten Parametern und effizienten Prozessen mit geringstmöglichem administrativem Aufwand. Denn nur so kann gemeinsam der anstehenden Mobilitätswandel als Win-Win-Situation gestaltet werden, ohne dabei die Realität und Entwicklungen unserer Branche zu vernachlässigen.