Den Rockstars auf den Zahn gefühlt!

Unsere Redaktion erhielt kürzlich eine Presse-Mitteilung der „Kfz Rockstars“. Neben Lackhersteller-Kundenclubs, Verbandsinitiativen, BvdP, Werkstattwerte-Union nun also die „Rockstars“.

Man denkt unweigerlich: …wieder ein Zusammenschluss, der womöglich zweifelhafte Lösungen bietet. Wir müssen zugeben, wir kannten diese Initiative nicht. Also haben wir uns nach Berlin aufgemacht, wo die Zentrale der Kfz-Rockstars ansässig ist, um dem Gründer Robert Merz auf den Zahn zu fühlen. Er schildert, dass er sich als junger Mann bereits dem Marketing zugewandt fühlte und sowohl Erfolge wie auch Misserfolge in diesem Genre verzeichnete. Durch Zufall kam er mit einem Kfz-Betrieb in Berührung, den er mit seinem damaligen Wissenstand zu unterstützen versuchte.

„Meine damaligen Ideen, aber auch die Standardkonzepte die seitens der Industrie und Lizenzgeber zur Verfügung gestellt wurden, reichten jedoch nicht aus, um den Kfz-Betrieb nach vorn zu bringen. Folglich arbeitete ich mich immer intensiver in die Anforderung der Kfz-Branche ein. Ich stellte fest, dass die Kunden gar nicht wissen, was in den Betrieben passiert und wie aufwändig eine Reparatur mitunter ist. Oft wird nur nach dem günstigsten Preis gefragt… Die Kfz-Betriebe müssen aus der Tretmühle raus. Wir helfen dabei und sorgen dafür, dass es in der Kasse stimmt.“

Sie haben sich nicht auf einen bestimmten Werkstatt-Typ eingeschossen? Oder anders gefragt, welche Betriebe machen bei Ihrem Konzept mit?
„Egal ob Franchised oder Vertragswerkstatt... unsere Rockstars setzen sich aus Bosch-Betrieben, 1a-Autoservice, Carfit … freie und sogar markengebundene Werkstätten sind dabei.“

Es geht also nicht darum ein weiteres Erscheinungsbild („werbisch“: Corporate Design) im Markt bekannt zu machen?
„Nein, wir wollen, dass sich die Unternehmerpersönlichkeit in ihrer jeweiligen Region herausbildet. Der Betriebsinhaber muss nach vorn und in seiner Region eine „Fanbase“ für sich aufbauen. Er muss wie ein alter Freund in seinem Einzugsgebiet wertgeschätzt werden.“

Wie lernt man ihn denn kennen?
„Mit den Einsteiger-Trainings legen wir den Grundstein: So verbindet sich der Betrieb über mehrere Schnittpunkte z.B. Facebook mit seiner Region – um eine hohe Anzahl an potentiellen Kunden zu erreichen. Die Werkstatt ist ab diesem Moment ständig für den Kontakt mit ihrer Zielgruppe. Sie liefert interessante Einblicke in die Werkstatt. Damit etabliert sich der Werkstattinhaber binnen kürzester Zeit als absoluter Experte und positioniert sich als bester Ansprechpartner. Mit den Einsteiger-Trainings gelingt es der Werkstatt, mit maßgeschneiderten Kurs-Modulen und individuellem, persönlichem Coaching, aus ihrem „Hamsterrad“ auszubrechen.“

Wie wird man denn Mitglied?
„Ein geeigneter Betrieb investiert im Rahmen seiner Mitgliedschaft je nach Umfang und Bedarf einen vier- bis fünfstelligen Betrag. Dabei rechnen die Werkstätten damit, dass sich die Ausgaben innerhalb der nächsten Wochen durch die Umstrukturierungsmaßnahmen durch die Kfz-Rockstars amortisieren. Die vorläufige Mitgliedschaft umfasst sechs Monate.“

Merz hat hierzu ein dreistufiges Konzept erarbeitet für das man sich qualifizieren muss. Vorgeschaltet ist ein dreimonatiges Starterpaket bei dem man Unterstützung durch einen Mentor erhält. Zugleich wird erarbeitet, mit welcher lohnenswerten Spezialisierung es gelingt, höhere Erträge zu generieren. „Wie oft haben wir es erlebt, dass teuer gekaufte Getriebespül- oder Klima-Geräte in der Werkstatt verstauben, statt sie gewinnbringend einzusetzen. Oft werden diese Geräte den Werkstätten verkauft und dann war es das. – Dann werden die Betriebe damit allein gelassen. Wir gehen mit unseren Rockstars den entscheidenden Schritt weiter und erarbeiten eine Strategie mit der dem Autofahrer geholfen wird und mit der das Mitglied mehr Profit erzielt.“

Als Mitglied erhält man zunächst einen individuellen Strategieplan sowie einen Online-Account, der Zugang zu verschiedenen Trainings gewährt. „Wir haben Gruppen in denen sich die Rockstars 24/7 z.b. in Whatsapp-Gruppen austauschen und sich bei Fragen an die Rockstar-Trainer und -Strategieberater wenden können. Immer wenn man im Betrieb etwas verändern will, gibt es Fragen, die sich so in der Gemeinschaft viel besser lösen lassen.“

Mittlerweile hat Merz der, laut eigener Aussage, mehr als 300 Mitgliedsbetriebe unter den Kfz Rockstars vereint hat, zahlreiche Schulungspakete erarbeitet. Im Kern handelt es sich um Schulungs-Videos die je nach Zeitbudget des zu entwickelnden Betriebes freigeschaltet und abgerufen werden können. Die Videos sind modular aufgebaut und werden je nach Zugehörigkeit und Umsetzung detailreicher und immer ausgefeilter in der Zielsetzung.
Wie erfahren Sie denn, ob der Betrieb die Maßnahmen und Inhalte der Video-Schulungen umsetzt hat?
„Wir rufen unsere Betriebe regelmäßig an, erkundigen uns nach dem Grad der Umsetzung und wobei evtl. weitere Unterstützung erforderlich ist. Zudem haben wir regelmäßige Online-Video-Meetings in denen wir uns austauschen. Da fällt es schon auf, wenn ein Betrieb nicht mitzieht.“

Betriebsinhaber Stefan Schnitzler:
„Wir hatten als kleiner Betrieb nicht das Gefühl, dass wir von der Innung oder von unserem Lackhersteller so wahrgenommen und unterstützt werden, wie wir uns das wünschen.

Wir sind jetzt knapp drei Jahre bei den Rockstars. Für uns war es daher wichtig, eine Gemeinschaft zu finden, mit der wir uns ehrlich austauschen können.– Denn ich würde meine betriebswirtschaftlichen Kennzahlen sicher nicht meinem Lackhersteller geben; das ist in dieser Gemeinschaft schon ganz anders. Bei den Rockstars sind auch Sachverständige dabei, die uns bei Rechnungskürzungen argumentativ unterstützen. Als ich den Betrieb 2015 von meinen Eltern übernommen habe, waren wir u.a. für fünf Autohäuser tätig. Die haben mir praktisch die Stundenverrechnungssätze diktiert. Ich hätte mich ohne das Programm der Rockstars nicht getraut dem zu widersprechen.

Es hat Überwindung gekostet, den Autohäusern nun meine ! Vorgaben zu machen. Sie haben von mir drei Monate Bedenkzeit bekommen und klargemacht, dass ich für meine Mitarbeiter keine Beschäftigungstherapie brauche. Von den fünf Autohäuser ist nur noch eines übrig geblieben, und trotzdem machen wir jetzt sogar etwas mehr Um
satz – mit weniger Druck.

Wir haben damals parallel die Facebook-Gruppe aufgebaut, mit der wir heute mehr als 2300 Mitglieder erreichen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, mit welcher anderen Werbemaßnahme ich so viele potentielle Kunden direkt erreichen kann. Die schauen sich mein Gesicht und meine Tipps in den Videos regelmäßig an und ich bekomme viel Anerkennung.

Welche Tipps geben Sie?
Wir machen schon mal Videos aus der Lackierkabine heraus und zeigen, wie aufwändig Lackierung ist. Viele Kunden sind erstaunt warum eine Lackierung teuer ist. Die meisten Autofahrer können sich nicht vorstellen, wie ein K&L-Betrieb von innen aussieht. Ein weiteres Beispiel ist die Beseitigung von Kratzern bei Dreischichtern. Die Autofahrer sind ganz erstaunt, dass man oftmals die ganze Seite neu lackieren muss.

Da wir selbst kodieren und freischalten können, sind wir nicht mehr auf die Unterstützung der Autohäuser angewiesen. Wir kalibrieren mit den Hella-Gutmann-Geräten. Allein darüber lassen sich viele Videos produzieren, um unseren Interessenten zu zeigen, wie aufwändig heutzutage Reparaturen sind und warum eine Reparatur auf den ers­ten Blick so teuer erscheint.“

Ihr Fazit: Hat sich die Investition gelohnt?
„Einige meiner Kollegen fragen schon mal ganz neidisch, ob sich denn die ganze Geldausgabe gelohnt hat. Und sind dann ganz erstaunt, wenn wir denen sagen, dass sich das voll gerechnet hat und wir die nicht-lukrativen Kunden nicht mehr bedienen. Dann schauen meine Kollegen irritiert aus der Wäsche!“

Unser vorläufiges Fazit:
• Eine Kontaktaufnahme mit den Initiatoren scheint sich für manchen Betrieb auszuzahlen. Sicher auch, weil die Herangehensweise eine andere ist, als die Standard-Lösungen der Systemanbieter, die für „jeden Betrieb passen müssen“.
• Kontakt mit potentiellen Kunden ist das A und O
• Zu den genauen Kosten haben sich die Rockstars ausgeschwiegen, jedoch wird im Pressetext von einem vier- bis fünfstelligen Betrag für das Starter Paket gesprochen.
• Durch die Schilderung des Zeugen Schnitzler wird von überdurchschnittlichen Erfolgen im Gegensatz zu etablierten Lösungen durch z.B. Kundenbindungsprogramme der Lackhersteller gesprochen.
• Regelmäßige stattfindende Zoom- also Online-Meetings der Mitglieder.
• Technische Lösungen werden unbürokratisch über Whatsapp-Gruppen gefunden.