Lila macht kleine Füße

Auf der Basis von vielen Versuchen mit Autolacken und auch künstlerischen Anwendungen hat Werner Rudolf Cramer jetzt ein Buch geschrieben. Es trägt den „verrückten“ Titel „Lila macht kleine Füße – Können wir unseren Augen trauen?“


Für den Autolackierer gehört die Farbe eines Autos zu den wichtigen Elementen. Sicherlich muss man die Farbe immer im Zusammenhang mit dem Lack und dessen Applikation sehen. Der Lack – in der Regel der Basislack – enthält Pigmente, die das Licht derart beeinflussen, dass unser Auge und unser Gehirn aus ihnen Farben macht. Auch die Applikation spielt bei der endgültigen Farbe und auch beim Effekt eine große Rolle, denn beispielsweise mit trockenem oder nassem Spritzen oder mit unterschiedlichen Spritzabstand lässt sich der endgültige Farbeindruck beeinflussen.

Um einen Lack für eine Reparaturlackierung zu erstellen, wird dieser und damit die Farbe in der Regel über ein Mischsystem zusammengestellt. Etwa Ende der 60er Jahre kamen die ersten Mischsysteme auf den Markt. Damals beinhalteten sie vor allen Dingen 2-Komponenten-Lacke mit Unifarben, 2-Schicht-Systeme kamen später auf. Zunächst nutzten vornehmlich Schriftenmaler Umwandler, um einen 2-K-Lack in einen 2-Schicht-Lack umzuwandeln. Der Vorteil dieser Umwandlung lag in den sehr kurzen Trockenzeiten (physikalische Trocknung durch Verdunsten der Lösemittel), wodurch sie zügig mit dem nächsten Lackauftrag weiterarbeiten konnten.

Die Mischregale beinhalten heute wie früher verschiedene Mischlacke, die in der Regel jeweils ein Pigment enthalten. Gegenüber früher stehen in den Mischregalen auch Mischlacke mit Aluminium- und Interferenzpigmenten, um Effektfarben zu mischen. Wichtig zu wissen ist, dass man keine Farbe noch bunter machen kann, als sie in dem Mischlack als Pigment enthalten ist. Ein gelber Mischlack lässt sich nicht gelber machen. Ausnahmen gibt es auch hier: Grüne und blaue Mischlacke sind sehr dunkel und unbunt und werden durch Zugabe von Weiß bis zu einem Wendepunkt bunter. Im Gegensatz zu anderen Industrieanwendungen enthalten Autolacke mehrere Pigmente, die den Gesamtfarbeindruck ergeben. Mischregale und -systeme haben sowohl für den Lackhersteller als auch für den Autolackierer den riesigen Vorteil der verringerten Lagerhaltung. Ein Lackhersteller würde „ersticken“ an der Menge an Fertigtönen! Heute kennt man häufig mehrere Nuancen einer Serienfarbe, deren Nachstellung nur über ein Mischsystem zu bewerkstelligen ist.

Die große Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, bezieht sich auf die Farbe selber. Was ist Farbe und wie entsteht sie? Grundsätzlich sind es Pigmente, die das einfallende Licht in irgendeiner Weise manipulieren: So können sie Lichtanteile absorbieren wie die Buntpigmente (= Bunt-Mischlacke), sie können es spiegeln wie die Aluminiumpigmente (= Aluminium-Mischlacke) oder sie interferieren wie die Interferenzpigmente (= Perl-Mischlacke). Diese Vorgänge sind rein physikalischer Natur und haben nichts mit dem Sehvorgang zu tun: Dem Auge ist es egal, ob das ein grüner Mischlack oder eine Mischung eines gelben und blauen Mischlackes ist.


Den gesamten Beitrag lesen Sie in FML Der Fahrzeug- und Metall-Lackierer

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