Freie Betriebe keine Preistreiber
Freie Karosserie- und Lackier-Fachbetriebe sind nicht der Preistreiber der steigenden Kfz-Unfallreparaturkosten. Der ZKF diskutierte auf seiner Mitte Oktober veranstalteten Erweiterten Vorstandssitzung über die Vergleichbarkeit von Daten und deren Aussagekraft.
„Angaben von Daten
müssen eine Vergleichbarkeit
aufweisen und
„Äpfel dürfen nicht mit Birnen“
verglichen werden.“
Arndt Hürter
ZKF-Präsident
Eine Meldung über eine GDV-Studie sorgt derzeit in den Medien für Diskussionen und Verwirrung. Dabei wird über die Erhöhungen von Stundenverrechnungssätzen (SVS) von über 200 Euro pro Stunde und einer Steigerung von 8 Prozent erneut gegenüber dem Vorjahr in der Kfz-Branche berichtet. Versicherer und Schadendienstleister rechtfertigen in ihrer Berichterstattung ansteigende Kfz-Prämien auf Kosten aller Kfz-Werkstätten und Betriebe.
Der Erweiterte Vorstand des Zentralverbands Karosserie- und Fahrzeugtechnik e. V. (ZKF) diskutierte über die derzeitige Veröffentlichung der Studie des Gesamtverbands der Versicherer (GDV). Hier werden Gründe für die Erhöhung der steigenden Autoreparaturkosten in Form von steigenden Stundensätze über 200 Euro für Karosseriearbeiten und 220 Euro für Lackierarbeiten kommuniziert. Die Basis sind Daten der Sachverständigenorganisationen DEKRA des Jahres 2024. Dabei werden aber Besonderheiten und Vergleichbarkeiten von Studien und Problemfelder des Karosserie- und Fahrzeugbauerhandwerks nicht aufgezeigt. Hersteller- und Markenbetriebe tragen mit Verrechnungssätzen zwischen 300 und bis zu über 500 Euro zusätzlich zur Verschärfung von Diskussionen bei und katapultieren den vom GDV kommunizierten Werkstattstundensatz insgesamt in die Höhe.Analyse zeigt eine „nicht Vergleichbarkeit“ des Datenmaterials auf.
Für das Karosserie- und Fahrzeugbauerhandwerk mit seinen reparierenden Mitgliedsbetrieben ist es irritierend, dass vordergründig die Erhöhungen der Unfallreparaturkosten der Werkstätten als Hauptgrund für die enormen Erhöhungen der Prämien beschrieben werden. Dabei zeigen sich erhebliche Unterschiede.
ZKF-Präsident Arndt Hürter analysiert: „Nur einheitliche Datenstrukturen schaffen eine Vergleichbarkeit in der Außenkommunikation. In der Studie des GDV wurden Brutto-Werte der SVS in der Kommunikation zunächst veröffentlicht. Um eine Vergleichbarkeit mit betrieblichen Daten von Betrieben vorzunehmen, müssen Netto-Werte der Stundenverrechnungssätze (SVS) zunächst korrigiert werden - so liegen wir bei Karosseriearbeiten der GDV-Studie bei ca.163,62 Euro und Lackarbeiten von 178,20 Euro pro Stunde ohne gesetzliche Mehrwertsteuer.“
Basis des DEKRA Stundenverrechnungssatzes ist ein Mix aus Betrieben Darüber hinaus sind die von DEKRA ermittelten Daten eine Übersicht von verwendeten SVS in den Regionen aller Kfz-Betriebe. Laut DEKRA bildet diese Datenbasis alle im Vorjahr erstellten Gutachten aus Privat- und Versicherungsaufträgen von freien und markengebundenen Fachwerkstätten zum ausgehängten SVS, als auch mit individuellen Vereinbarungen ab. Hier wird der Jahresdurchschnitt für alle Reparaturbetriebe und im Anschluss für die Postleitzahlregionen als das arithmetische Mittel gebildet. Aus Sicht des ZKF kann dies für den Betrieb nur als Richtschnur dienen und ersetzt keine Berechnung eines betriebsindividuellen SVS, so der ZKFPräsident.
Aber auch der Unterschied zwischen einem „ausgehängten SVS“ für den Kunden als einen sichtbaren Preis für eine Arbeitsstunde, den ein Handwerksbetrieb im Kundenbereich aufgrund der Aushangpflicht besteht und dem vom Betrieb betrieblich erzielten SVS muss unterschieden werden. Hier fließen Probleme der Kostenerhöhungen, Auslastung der Betriebe sowie viele weitere betriebliche Faktoren mit ein, die das Unternehmen in seinen Kalkulationen berücksichtigen muss.
Hürter betont: „Die stark gestiegenen Kosten, z. B. bei Lohn- und Energiekosten waren in den letzten Jahren ein Grund Stundenverrechnungsätze anzupassen. Die „wahren“ Gründe jedoch, sind im starken Anstieg der Ersatzteilpreise, aber auch beim Lackmaterial in den letzten Jahren zu finden.“ Dass dabei steigende Kosten in die Kalkulationen der Betriebe Einfluss finden müssen, sei grundsätzlich der „richtige Weg“. ZKF-Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm betont, „der betrieblich erzielte SVS trägt maßgeblich zum betriebswirtschaftlichen Erfolg für das Unternehmen finanziell bei. Dieses Vorgehen ist für Betriebe überlebenswichtig, um zahlungsfähig und wettbewerbsfähig zu bleiben“.
ZKF-Branchenbericht zeigt die operative Leistungsfähigkeit Der vom ZKF jährlich erhobene Betriebsvergleich belegt, dass Einfluss auf die Rendite der Betriebe neben den betrieblichen Kosten, wie das Material, auch die Höhe der Stundenverrechnungssätze der Versicherer habe. Noch immer liegt das EBITDA der reparierenden Betriebe im Karosserie- und Fahrzeugbau unter dem weiterhin gewünschten Ergebnis. Betriebe benötigen einen betriebswirtschaftlichen Gewinn, um Investitionen, z. B. in Digitalisierung, Arbeiten an HVFahrzeugen und Nachhaltigkeit in den Betrieben tätigen zu können. Hier müssen aus Sicht des ZKF-Vorstandes, insbesondere im Bereich der Ersatzteilpreise, der starke Anstieg der Kosten mit den vorliegenden Problemen zunächst gelöst werden, so der Hauptgeschäftsführer. Dies zeigte auch die aktuelle Studie des GDV des vergangenen Jahres, dass bei der langfristigen Entwicklung der Kosten im Bereich der Pkw-Ersatzteile diese um durchschnittlich über 70 Prozent in den letzten 10 Jahren angestiegen sind. Aber dieser Trend hält an: „Zwischen August 2024 und August 2025 sind die Preise im Schnitt um knapp sechs Prozent gestiegen, bei einzelnen Teilen wie Vordertüren und Motorhauben sogar um rund acht Prozent“, berichte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen in den Medien.
Der ZKF-Vorstand fordert, dass die Stundenverrechnungssätze von Versicherungen für die „Freien Werkstätten“ ausreichend sein müssen, um Investitionen vornehmen zu können und um Spezialisten zu entlohnen, die diese anspruchsvollen Tätigkeiten in der Unfallreparatur ausführen können. Kritisch wird dabei der Design- und Markenschutz der Autohersteller für sichtbare Ersatzteile angesehen, die durch das dabei entstehende Monopol einerseits zu Preiserhöhungen führen und andererseits die Prämien ansteigen lassen. Hier steht das Handwerk mit der Industrie im Wettbewerb.
Fazit des ZKF-Präsidenten:
„Angaben von Daten müssen eine Vergleichbarkeit aufweisen und „Äpfel dürfen nicht mit Birnen“ verglichen werden. Versicherer dürfen nicht nur Werkstätten Prämienerhöhungen zuschieben, sondern den Verbraucher auch über den Tatbestand der ständig steigenden Lack- und Ersatzteilpreise aufklären. Darüber hinaus müssen die Versicherer zudem die Prämien so kalkulieren, dass auch Werkstätten einen auskömmlichen und fairen SVS erhalten. Dies gelte insbesondere für die „Freien Karosserie- und Lackbetriebe“, die mit deutlich geringeren SVS kalkulieren müssen, als dies Markenwerkstätten tun und damit den Versicherern sowie dem gesamten Markt schaden.
